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20. Feuerwehrsymposium des Stadtfeuerwehrverbandes München
Am Samstag, 11. November, fand in den Räumen der Versicherungskammer Bayern das 20. Feuerwehrsymposium des Stadtfeuerwehrverbandes München statt. Bereits seit dem frühen Morgen waren rund um den Veranstaltungsort in München-Giesing auffällig viele rotlackierte Fahrzeuge mit Blaulicht zu sehen.
Klassisches Feuerwehrrot, Rot-Gelb, Rot-Weiß und noch einige andere Varianten an Lackierungen waren zu sehen. Daran konnte der aufmerksame Beobachter gleich erkennen, dass die Symposiumsteilnehmer aus ganz Süddeutschland, Italien und Österreich angereist waren.
Die alljährliche Fachtagung, welche wie immer restlos ausverkauft war, ist eine Mischung aus klassischen Feuerwehrthemen, Ausblicken in die Zukunft sowie dem umfangreichen Erfahrungsaustausch aller Teilnehmer. Der Leiter der Branddirektion München und Vorsitzende des Stadtfeuerwehrverbands Oberbranddirektor Wolfgang Schäuble hieß alle Gäste herzlich willkommen. Er freute sich sehr, dass zum Jubiläumssymposium auch sein Vorgänger und Gründungsvater des Symposiums; der ehemalige Dienststellenleiter Oberbranddirektor Günther Hölzl gekommen war.
Als Vertreter des Hausherrn, der Versicherungskammer Bayern, begrüßte Dr. Robert Heene die Teilnehmer. Dabei ging er auch mit einigen Worten auf die Schaumtrainerausbildung in Bayern ein. Die Versicherungskammer Bayern stellt allen 96 Landkreisen und kreisfreien Städten einen Schaumtrainer zur Verfügung. Die Moderation lag wie in all den Jahren zuvor in den bewährten Händen von Oliver Bendixen, ehemaliger Polizeireporter des Bayerischen Rundfunks.
Schaummitteleinsatz bei der Feuerwehr
Zum Themenpunkt „Schaummitteleinsatz bei der Feuerwehr“ referierten Dipl.-Ing (FH) Dipl. Chem. Jürgen Schwarz - Branddirektor beim Bayerischen Staatsministerium des Innern für Bau und Verkehr- sowie Dipl. Phys. Björn Maiworm – Brandoberrat bei der Berufsfeuerwehr München. Während Branddirektor Schwarz auf die rechtlichen Belange beim Schaummitteleinsatz einging und die Gefahren aufzeigte, die nach einem derartigen Einsatz auf den Einsatzleiter zukommen könnten, plädierte er dafür das Löschmittel Wasser möglichst effektiv einzusetzen. Ist ein Schaummitteleinsatz unumgänglich, so ist nach seiner Einschätzung soweit wie möglich auf fluorfreie Schaummittel zurückzugreifen. Auch über die Anforderungen der verschiedenen Schaummittelarten wurde referiert. Dabei verwiesen die beiden Referenten auch auf einen Schaummittelleitfaden, welcher voraussichtlich im Februar 2018 veröffentlicht wird. Brandoberrat Maiworm erläuterte den Gästen die Sichtweise der Abteilung Vorbeugender Brandschutz der Berufsfeuerwehr München. Am Beispiel eines Brandes in einem Reifenlager zeigte Maiworm die Problematik auf, in der ein Einsatzleiter stehen kann.
Der Entscheidung für eine optimale Einsatztaktik (Schaummitteleinsatz) standen in diesem Fall die rechtlichen Folgen für diesen Einsatz gegenüber.
Danach folgte ein für den Feuerwehrbereich sehr visionäres Thema. „Drohnen für die Feuerwehr – Wunsch und Wirklichkeit“. Aus diesem Grund waren Gäste von der Technischen Universität München (TUM) aus Garching nach Giesing gekommen. M. Eng Claudius Hammann – Leiter Vorbeugender Brandschutz der Werksfeuerwehr Garching – sowie Prof. Dr.-Ing. Florian Holzapfel – Inhaber des Lehrstuhls für Flugsystemdynamik an der TUM – stellten zusammen mit ihrem Team die verschiedensten Arten von Drohnennutzung vor. Das Spektrum reicht von der handtellergroßen Drohne, welche im Theater als „Glühwürmchen“ genutzt wird, bis hin zu riesigen Flächenflugzeugen. Auch ein Projekt namens “COPKA“ wurde vorgestellt. Dieses Projekt soll langfristig eine Einsatzführungsunterstützung für Feuerwehrführungskräfte darstellen. Beeindruckende Videos, welche zusammen mit der TV1 GmbH erstellt wurden, zeigten dem Publikum im Saal, was in naher Zukunft möglich sein wird. Livebilder aus der Luft sollen dem Einsatzleiter zahlreiche andere Blickwinkel verschaffen und ihn dadurch bei der Wahl der richtigen Einsatztaktik unterstützen.
Explosion im Hafen Ludwigshafen
Themenpunkt drei wurde durch Dipl. Ing. Siegfried Fiedler – Gruppenleiter in der Betriebsleitung der Werksfeuerwehr BASF SE Ludwigshafen – präsentiert. Das Explosionsereignis im Hafen der BASF SE in Ludwigshafen vom 17.Oktober 2016 stand dabei im Mittelpunkt. Bei diesem Unglück wurden fünf Menschen getötet und 28 Personen teilweise schwer verletzt. Eingeleitet durch ein Video des Entstehungsbrandes vor dem eigentlichen Explosionsereignis wurde durch Herrn Fiedler ein Ablauf über die Situation vor, während und nach der Explosion gegeben. Teilweise erschreckende Fotos zeigten das immense Ausmaß dieses tragischen Ereignisses. Spätestens zu diesem Zeitpunkt herrschte im vollbesetzte Casino der Versicherungskammer Bayern absolute Stille. Herr Fiedler erläuterte bis ins Detail die Maßnahmen, die durch die BASF und ihren vielen unterstützenden Stellen in den ersten Stunden eingerichtet wurden. „Ein solches Ereignis erfordere eine sofortige Reaktion der Führungskräfte zum Thema Nachsorge“, und zwar noch direkt an der Einsatzstelle während der laufenden Arbeiten. Immer noch muss BASF und deren Mitarbeiter diesen Verlust verarbeiten und aufarbeiten. Im zweiten Teil seines Vortrages berichtete Herr Fiedler über einen TUIS-Einsatz mit einem Flüssiggaskesselwagen. An diesem Beispiel stellte Fiedler den Ablauf und den damit verbundenen enorm hohen Zeitaufwand eines solchen Einsatzes dar.
Visualisierung im Feuerwehralltag
Nach der Mittagspause stand das Thema „Visualisierung im Feuerwehralltag“ auf der Agenda. Prof. Dr.-Ing. Bernhard Denne von der Hochschule Offenburg startete seinen Vortrag mit der Aussage „Visualisierung ist keine Kunst, sondern clevere Kommunikation“. Prof. Denne, welcher mit Leib und Seele als freiwilliger Feuerwehrmann tätig ist, hinterlegte die Aussage - visuelle Informationen können 60.000-mal schneller verarbeitet werden als ein Text - mit praktischen Beispielen. Diese Beispiele schlossen Zeichnungen seines 6-jährigen Sohnes ebenso mit ein wie den Ablauf einer Ausbildung von Topmanagern, die einen Tag lang nur „malen“ sollen.
Als Abschluss eines sehr informativen und unterhaltsamen Vortrags gab der charismatische Professor den Symposiumsteilnehmern eine Checkliste für eine gute Visualisierung mit auf den Weg und stellte dabei den Faktor Spaß ganz vorne an.
Rechtliche Aspekte
Den Abschluss der Tagesordnung sollte, der laut Anmoderation von Oliver Bendixen, einzige Kriminalhauptkommissar einer Berufsfeuerwehr in Deutschland machen. Herr Dipl. sc. pol. Univ., Dipl. VwWirt (FH) Falko Schmid ist seit 2014 zur Branddirektion München abgeordnet und referierte über die rechtlichen Aspekte einer Wohnungsöffnung durch die Feuerwehr. In einem sehr lebendigen und durch praktische Anekdoten unterlegten Vortrag erläuterte Falko Schmid einige Grundgesetzartikel. Auch auf das klassische Amtshilfegesuch zwischen den verschiedenen Behörden ging KHK Schmid ein. Der Referent gab den Symposiumsteilnehmern anhand von diversen Merklisten Tipps mit auf den Weg, wie sie vor, während und nach einer Wohnungsöffnung auf der rechtlich sicheren Seite sind.
Schlussworte
Die Abschlussworte übernahm der Vorsitzende des Stadtfeuerwehrverbandes, Oberbrandirektor Wolfgang Schäuble. Er bedankte sich bei allen Gästen für die Teilnahme. Sein besonderer Dank galt allen Partnern und Sponsoren, allen voran der Versicherungskammer Bayern. Aber auch dem Moderator Oliver Bendixen sprach Herr Schäuble seine große Dankbarkeit aus, da „der Charme dieses Symposiums auch von Oliver Bendixen und seinen interessanten Anekdoten lebe“. Mit diesem Schlusswort und dem Terminhinweis auf das nächste Münchner Feuerwehrsymposium, welches am 10.11.2018 stattfinden wird, wurde die Veranstaltung etwa gegen 16 Uhr geschlossen.